Erweiterte Gruppenrichtlinien bieten Administratoren die Möglichkeit, die Anwendung von Richtlinien gezielt zu steuern und komplexe Szenarien zu verwalten. Zwei zentrale Konzepte sind dabei GPO-Verknüpfungen und Vererbung sowie die Nutzung von WMI-Filtern und Sicherheitsfilterung.
1. GPO-Verknüpfungen und Vererbung
a) GPO-Verknüpfungen:
- Ein Gruppenrichtlinienobjekt (GPO) wird nicht direkt auf Benutzer oder Computer angewendet, sondern mit einer Active Directory-Struktur verknüpft:
- Standorte: GPOs gelten für alle Benutzer und Computer in einem geografischen Standort.
- Domänen: GPOs gelten für alle Benutzer und Computer in der gesamten Domäne.
- Organisationseinheiten (OUs): GPOs gelten für Benutzer und Computer in einer spezifischen OU.
- Verknüpfung erstellen:
- Öffne die „Gruppenrichtlinienverwaltung“.
- Rechtsklicke auf eine Domäne oder OU und wähle „Vorhandenes Gruppenrichtlinienobjekt verknüpfen“.
- Wähle das gewünschte GPO aus der Liste aus.
b) Vererbung:
- Standardverhalten:
- GPOs werden standardmäßig von übergeordneten Objekten (z. B. Domäne) an untergeordnete Objekte (z. B. OUs) vererbt.
- Vererbung blockieren:
- Rechtsklicke auf eine OU und wähle „Vererbung blockieren“, um GPOs von übergeordneten Objekten zu ignorieren.
- Hinweis: GPOs, die „erzwingen“ aktiviert haben, überschreiben diese Blockierung.
- GPO erzwingen:
- Rechtsklicke auf ein GPO und wähle „Erzwingen“, um sicherzustellen, dass es Vorrang vor anderen GPOs hat.
- Dies stellt sicher, dass das GPO auch bei blockierter Vererbung angewendet wird.
c) Priorität der GPOs:
- Wenn mehrere GPOs auf dasselbe Objekt angewendet werden, entscheidet die Reihenfolge der Verknüpfung:
- GPOs, die weiter unten in der Liste stehen, haben eine höhere Priorität.
- Die Reihenfolge kann in der Gruppenrichtlinienverwaltung angepasst werden.
d) Reihenfolge der Richtlinienanwendung:
- Lokale Richtlinien: Werden zuerst angewendet.
- Standort-GPOs: Werden danach angewendet.
- Domänen-GPOs: Werden anschließend angewendet.
- OU-GPOs: Werden zuletzt angewendet.
2. WMI-Filter und Sicherheitsfilterung
a) WMI-Filter (Windows Management Instrumentation):
- Definition: WMI-Filter ermöglichen es, GPOs basierend auf bestimmten Kriterien (z. B. Betriebssystem, Hardwareeigenschaften) anzuwenden.
- Einsatzmöglichkeiten:
- Anwenden eines GPOs nur auf Computer mit einem bestimmten Betriebssystem (z. B. Windows 10).
- Anwenden eines GPOs nur auf Computer mit mehr als 4 GB RAM.
- Erstellen eines WMI-Filters:
- Öffne die „Gruppenrichtlinienverwaltung“.
- Navigiere zu „WMI-Filter“ und wähle „Neu“.
- Gib einen Namen und eine Beschreibung ein.
- Erstelle eine Abfrage (Query) in WQL (WMI Query Language).
- Beispiele:
- Betriebssystem:
SELECT * FROM Win32_OperatingSystem WHERE Caption LIKE "%Windows 10%"
- Arbeitsspeicher:
SELECT * FROM Win32_ComputerSystem WHERE TotalPhysicalMemory >= 4294967296
- Betriebssystem:
- Beispiele:
- Verknüpfe den WMI-Filter mit einem GPO.
- Hinweis: WMI-Filter können die Richtlinienverarbeitung verlangsamen, da die Abfragen auf jedem Computer ausgeführt werden.
b) Sicherheitsfilterung:
- Definition: Sicherheitsfilterung ermöglicht es, GPOs nur auf bestimmte Benutzer oder Gruppen anzuwenden.
- Standardverhalten:
- Ein GPO wird standardmäßig auf „Authentifizierte Benutzer“ angewendet (alle Benutzer und Computer in der Domäne).
- Anpassen der Sicherheitsfilterung:
- Öffne die „Gruppenrichtlinienverwaltung“.
- Wähle das gewünschte GPO aus.
- Entferne „Authentifizierte Benutzer“ aus der Sicherheitsfilterung.
- Füge die gewünschten Benutzer, Gruppen oder Computer hinzu.
- Beispiel:
- Ein GPO „Marketing-Richtlinien“ wird nur auf die Gruppe „Marketing-Team“ angewendet.
- Zusammenspiel mit Vererbung:
- Sicherheitsfilterung wirkt zusätzlich zur Vererbung. Ein GPO wird nur angewendet, wenn sowohl die Verknüpfung als auch die Sicherheitsfilterung erfüllt sind.
Best Practices für erweiterte Gruppenrichtlinien
- WMI-Filter sparsam einsetzen:
- Verwende WMI-Filter nur, wenn sie unbedingt erforderlich sind, da sie die Richtlinienverarbeitung verlangsamen können.
- Sicherheitsfilterung bevorzugen:
- Nutze Sicherheitsfilterung, um GPOs gezielt auf Benutzer oder Gruppen anzuwenden.
- Vererbung und Erzwingen mit Bedacht einsetzen:
- Blockiere Vererbung oder erzwinge GPOs nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, um Konflikte zu vermeiden.
- Dokumentation:
- Dokumentiere alle WMI-Filter, Sicherheitsfilter und erzwungenen GPOs, um die Richtlinienstruktur nachvollziehbar zu halten.
- Testumgebung verwenden:
- Teste WMI-Filter und Sicherheitsfilterung in einer isolierten Umgebung, bevor sie in der Produktionsumgebung angewendet werden.
- Regelmäßige Überprüfung:
- Überprüfe regelmäßig die Verknüpfungen, Filter und Einstellungen von GPOs, um sicherzustellen, dass sie noch relevant sind.
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