Active Directory (AD) bietet umfassende Sicherheitskonzepte, um Benutzer, Computer und Ressourcen in einer Domäne zu schützen. Die wichtigsten Konzepte umfassen Authentifizierung und Autorisierung sowie Passwort- und Kontosicherheitsrichtlinien.
1. Authentifizierung und Autorisierung
a) Authentifizierung:
- Definition: Authentifizierung ist der Prozess, bei dem überprüft wird, ob ein Benutzer oder ein Computer tatsächlich derjenige ist, für den er sich ausgibt.
- Mechanismen in Active Directory:
- Kerberos-Authentifizierung:
- Standardprotokoll für die Authentifizierung in AD.
- Bietet Single Sign-On (SSO), sodass Benutzer sich nur einmal anmelden müssen, um auf mehrere Ressourcen zuzugreifen.
- Ablauf:
- Der Benutzer meldet sich mit einem Benutzernamen und Passwort an.
- Ein Ticket Granting Ticket (TGT) wird vom Key Distribution Center (KDC) auf dem Domänencontroller ausgestellt.
- Das TGT wird verwendet, um Zugriff auf andere Ressourcen zu erhalten.
- NTLM (NT LAN Manager):
- Wird als Fallback verwendet, wenn Kerberos nicht verfügbar ist.
- Weniger sicher als Kerberos und sollte nach Möglichkeit deaktiviert werden.
- Smartcard-Authentifizierung:
- Eine Zwei-Faktor-Authentifizierungsmethode, die Smartcards und PINs verwendet.
- Erhöht die Sicherheit, insbesondere in sensiblen Umgebungen.
- Kerberos-Authentifizierung:
b) Autorisierung:
- Definition: Autorisierung ist der Prozess, bei dem entschieden wird, welche Aktionen ein authentifizierter Benutzer oder Computer ausführen darf.
- Mechanismen in Active Directory:
- Zugriffssteuerungslisten (ACLs):
- ACLs definieren, welche Benutzer oder Gruppen Zugriff auf Ressourcen wie Dateien, Ordner oder Drucker haben.
- Berechtigungen können „Lesen“, „Schreiben“, „Ändern“ oder „Vollzugriff“ umfassen.
- Gruppenbasierte Berechtigungen:
- Sicherheitsgruppen werden verwendet, um Benutzern Zugriffsrechte zuzuweisen.
- Beispiel: Die Gruppe „HR_Admins“ erhält Vollzugriff auf den Ordner „HR-Dokumente“.
- Gruppenrichtlinien (GPOs):
- Autorisieren oder beschränken den Zugriff auf Funktionen und Ressourcen, z. B. das Sperren von USB-Geräten oder das Erzwingen von Passwortkomplexität.
- Zugriffssteuerungslisten (ACLs):
2. Passwort- und Kontosicherheitsrichtlinien
a) Passwortsicherheitsrichtlinien:
- Definition: Diese Richtlinien legen fest, wie sicher die Passwörter von Benutzern und Computern sein müssen.
- Wichtige Einstellungen:
- Mindestlänge:
- Legt die minimale Anzahl von Zeichen fest, die ein Passwort haben muss.
- Beispiel: Mindestens 8 Zeichen.
- Komplexitätsanforderungen:
- Passwörter müssen Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen enthalten.
- Passwortablauf:
- Benutzer müssen ihre Passwörter regelmäßig ändern (z. B. alle 90 Tage).
- Passwortwiederverwendung:
- Verhindert, dass Benutzer alte Passwörter wiederverwenden.
- Maximale und minimale Passwortalter:
- Maximales Alter: Wie lange ein Passwort gültig ist.
- Minimales Alter: Wie lange ein Passwort verwendet werden muss, bevor es geändert werden kann.
- Mindestlänge:
b) Kontosicherheitsrichtlinien:
- Definition: Diese Richtlinien schützen Benutzerkonten vor Missbrauch.
- Wichtige Einstellungen:
- Kontosperrungsrichtlinien:
- Kontosperrungsschwelle: Anzahl der fehlgeschlagenen Anmeldeversuche, bevor ein Konto gesperrt wird.
- Kontosperrdauer: Zeitraum, für den ein Konto gesperrt bleibt.
- Zurücksetzungsdauer: Zeitraum, nach dem die Zählung fehlgeschlagener Anmeldeversuche zurückgesetzt wird.
- Anmeldezeitbeschränkungen:
- Legt fest, wann sich Benutzer anmelden dürfen.
- Beispiel: Benutzer dürfen sich nur während der Arbeitszeiten anmelden.
- Interaktive Anmeldung:
- Anzeigen von Warnungen oder rechtlichen Hinweisen vor der Anmeldung.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA):
- Ergänzt die Passwortsicherheit durch eine zusätzliche Authentifizierungsmethode, z. B. ein Einmalpasswort (OTP) oder eine Smartcard.
- Kontosperrungsrichtlinien:
c) Umsetzung der Richtlinien:
- Gruppenrichtlinien (GPOs):
- Passwort- und Kontosicherheitsrichtlinien werden über GPOs konfiguriert.
- Pfad:
Computerkonfiguration > Richtlinien > Windows-Einstellungen > Sicherheitseinstellungen > Kontorichtlinien
.
- Feingranulare Kennwortrichtlinien (FGPP):
- Ermöglichen unterschiedliche Passwortanforderungen für verschiedene Benutzer oder Gruppen.
- Beispiel: Administratoren müssen komplexere Passwörter verwenden als normale Benutzer.
Best Practices für Sicherheitskonzepte in Active Directory
- Starke Passwortrichtlinien:
- Erzwinge komplexe Passwörter und regelmäßige Änderungen.
- Verwende Passwortrichtlinien, die den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung:
- Implementiere 2FA für sensible Konten, insbesondere für Administratoren.
- Minimale Rechtevergabe:
- Gib Benutzern nur die Berechtigungen, die sie für ihre Arbeit benötigen (Prinzip der minimalen Rechtevergabe).
- Regelmäßige Überprüfung:
- Überprüfe regelmäßig Benutzerkonten, Gruppenmitgliedschaften und Berechtigungen.
- Sicherheitsüberwachung:
- Aktiviere die Überwachung von Anmeldeereignissen und Kontoänderungen.
- Nutze Tools wie „Windows Event Viewer“ oder SIEM-Lösungen, um verdächtige Aktivitäten zu erkennen.
- Schutz von Administratorenkonten:
- Verwende separate Konten für administrative Aufgaben.
- Aktiviere Kontosperrungsrichtlinien und 2FA für alle Administratorenkonten.
- Sicherheitsupdates:
- Halte alle Domänencontroller und Clients auf dem neuesten Stand, um Sicherheitslücken zu schließen.
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