Rechtliche & ethische Aspekte – Wo sind die Grenzen, was ist erlaubt?

Einleitung

Passive Reconnaissance klingt harmlos: Man sammelt Informationen, die ohnehin öffentlich zugänglich sind. Doch die Frage stellt sich: Wo hört legitime Informationsbeschaffung auf und wo beginnen ein rechtliche oder ethische Probleme?
In der Cybersecurity ist es entscheidend, diese Grenzen zu kennen – sowohl für Angreifer als auch für Verteidiger und Pentester.


Rechtliche Aspekte

Öffentlich zugängliche Informationen

  • In den meisten Ländern ist es legal, öffentlich verfügbare Informationen einzusehen – etwa auf Webseiten, Social Media oder in Unternehmensdatenbanken.
  • Problematisch wird es, wenn technische Schutzmaßnahmen umgangen werden, um an Daten zu gelangen (z. B. Hacking, Umgehen von Paywalls oder Captchas).

Datenschutz & Persönlichkeitsrechte

  • In Europa regelt die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung), wie personenbezogene Daten verarbeitet werden dürfen.
  • Auch wenn ein LinkedIn-Profil öffentlich ist, darf es nicht ohne Weiteres für jeden Zweck gespeichert oder verarbeitet werden.

Computerstrafrecht & Strafgesetzgebung

  • Schon der Versuch, aktiv mit Systemen zu interagieren, kann in vielen Ländern strafbar sein. Passive Methoden bleiben legal, solange keine technischen Barrieren überwunden werden.
  • In Deutschland etwa: §202a StGB (Ausspähen von Daten) oder §303b StGB (Computersabotage) greifen, wenn Schutzmaßnahmen überwunden werden.

Grauzonen

  • Scraping von Webseiten oder Social Media ist oft ein Graubereich: Viele Plattformen verbieten es in ihren Nutzungsbedingungen, auch wenn die Daten öffentlich sind.
  • Leaks und Datenbanken im Darknet sind rechtlich besonders heikel: Schon das Herunterladen oder Weiterverarbeiten solcher Daten kann strafbar sein.

Ethische Aspekte

Red Teams & Pentester

  • Arbeiten in einem klar definierten Scope: Auftraggeber müssen schriftlich zustimmen, welche Ziele untersucht werden dürfen.
  • Alles außerhalb des Scopes ist tabu – selbst wenn die Daten öffentlich sind.

Verantwortungsvoller Umgang mit Informationen

  • Nur weil Daten verfügbar sind, heißt das nicht, dass sie ohne Bedenken genutzt werden dürfen.
  • Beispiel: Ein Mitarbeiter postet ein internes Dokument öffentlich – Angreifer könnten das missbrauchen, Verteidiger sollten es verantwortungsvoll melden.

Transparenz & Fairness

  • Pentester und Security-Teams sollten offenlegen, welche Quellen sie genutzt haben.
  • Ethische OSINT-Nutzung bedeutet auch: keine unnötige Veröffentlichung von sensiblen Informationen, die Schaden anrichten könnten.

Best Practices für legale & ethische Recon

  1. Nur öffentliche Daten nutzen, ohne technische Barrieren zu überwinden.
  2. Scope klären: Bei Penetrationstests immer schriftliche Vereinbarungen einholen.
  3. Datenschutz respektieren: Besonders bei personenbezogenen Daten vorsichtig sein.
  4. Grauzonen vermeiden: Keine Nutzung von Leaks oder Daten, die klar aus illegalen Quellen stammen.
  5. Responsible Disclosure: Wenn sensible Informationen entdeckt werden, verantwortungsvoll an das betroffene Unternehmen melden.

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