Nachdem wir in den vorherigen Teilen geklärt haben, was Cloud Computing ist und welche Servicemodelle (IaaS, PaaS, SaaS) es gibt, schauen wir uns heute an, wie Cloud-Lösungen technisch bereitgestellt werden können – also: Wo läuft die Cloud eigentlich? Wer betreibt sie? Wer hat Zugang?
Dabei gibt es vier grundlegende Bereitstellungsmodelle, die jede Cloud-Strategie beeinflussen:
- Public Cloud
- Private Cloud
- Hybrid Cloud
- Multi-Cloud
Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile – und eignet sich für unterschiedliche Anforderungen, Sicherheitsbedarfe und IT-Strategien.
Was bedeutet „Bereitstellungsmodell“?
Das Bereitstellungsmodell beschreibt die physische und logische Umgebung, in der Cloud-Dienste ausgeführt werden:
- Wo liegt die Infrastruktur?
- Wer verwaltet sie?
- Wer hat Zugriff darauf?
- Wie offen oder isoliert ist das Setup?
Die Entscheidung für ein Bereitstellungsmodell wirkt sich auf Sicherheit, Kontrolle, Compliance, Kosten und Flexibilität aus – und ist damit eine strategische Grundsatzentscheidung.
1. Public Cloud – Die klassische Cloud
Definition
In der Public Cloud stellt ein externer Anbieter (z. B. AWS, Azure, GCP) Cloud-Ressourcen wie Server, Speicher oder Datenbanken über das öffentliche Internet zur Verfügung. Die Infrastruktur wird geteilt, aber die Ressourcen sind logisch voneinander getrennt (Multi-Tenant-Modell).
Beispiele
- AWS EC2-Instanzen
- Google Cloud Storage
- Azure App Services
Vorteile
- Schnell verfügbar & flexibel skalierbar
- Keine eigenen Hardwarekosten
- Zahlung nach Nutzung (Pay-as-you-go)
- Weltweit verfügbar (z. B. in 30+ Regionen)
Nachteile
- Geringere Kontrolle über physische Infrastruktur
- Datenschutz- und Compliance-Fragen (z. B. DSGVO, Cloud Act)
- Abhängigkeit vom Anbieter
Geeignet für…
- Start-ups, SaaS-Apps, Webprojekte, APIs
- Dev/Test-Umgebungen
- Unternehmen mit wenig Infrastrukturbedarf
2. Private Cloud – Die Cloud im eigenen Rechenzentrum
Definition
Eine Private Cloud wird nur für eine einzige Organisation betrieben – entweder im eigenen Rechenzentrum oder von einem spezialisierten Dienstleister (z. B. T-Systems, IONOS). Die Infrastruktur ist nicht öffentlich zugänglich und bietet damit maximale Kontrolle und Sicherheit.
Technologien
- VMware vSphere / vCloud
- OpenStack
- Kubernetes (on-premises)
Vorteile
- Volle Kontrolle über Daten und Systeme
- Bessere Sicherheit und Governance
- DSGVO und branchenspezifische Compliance einfacher umsetzbar
- Integration in bestehende Infrastruktur
Nachteile
- Hohe Investitions- und Betriebskosten
- Längere Bereitstellungszeit
- Geringere Elastizität als Public Cloud
Geeignet für…
- Banken, Behörden, Gesundheitswesen
- Unternehmen mit hohen Compliance-Anforderungen
- Kritische Systeme mit sensiblen Daten
3. Hybrid Cloud – Die Mischung aus Public & Private
Definition
In der Hybrid Cloud werden Public und Private Cloud kombiniert – oft mit einem einheitlichen Management. Ziel ist es, Workloads dynamisch zwischen den beiden Umgebungen zu verteilen, je nach Anforderungen, Sicherheit oder Auslastung.
Typische Szenarien
- Ein Unternehmen betreibt eine Datenbank on-premises, nutzt aber die Public Cloud für Webserver.
- Rechenintensive Prozesse (z. B. Reporting) laufen zeitweise in der Public Cloud, während operative Daten lokal gespeichert bleiben.
Vorteile
- Flexibilität bei der Workload-Verteilung
- Kosten- und Ressourcenoptimierung
- Nutzung bestehender Infrastruktur
- Datensouveränität bei kritischen Daten
Nachteile
- Komplexität in Betrieb und Verwaltung
- Integration kann aufwendig sein
- Höhere Anforderungen an Netzwerke & Sicherheit
Geeignet für…
- Mittelgroße bis große Unternehmen
- Unternehmen im Wandel (Cloud-Migration)
- Szenarien mit gemischten Anforderungen (z. B. Datenschutz + Skalierbarkeit)
4. Multi-Cloud – Mehrere Public Clouds parallel
Definition
Multi-Cloud bezeichnet die Nutzung von mehreren Cloud-Anbietern gleichzeitig, z. B. AWS für Datenverarbeitung, Azure für Office-Integration und GCP für Machine Learning. Ziel ist Unabhängigkeit von einem Anbieter, bessere Verfügbarkeit und optimale Nutzung spezialisierter Services.
Unterschied zur Hybrid Cloud:
- Hybrid = Public + Private Cloud
- Multi = mehrere Public Clouds (z. B. AWS + GCP)
Vorteile
- Vendor-Unabhängigkeit (kein Lock-in)
- Beste Dienste aus verschiedenen Clouds nutzen
- Ausfallsicherheit über Anbieter hinweg
- Vermeidung regulatorischer Abhängigkeiten
Nachteile
- Sehr komplexes Management
- Unterschiedliche APIs, Tools, Prozesse
- Kosten- und Governance-Kontrolle schwieriger
Geeignet für…
- Konzerne mit globalen IT-Teams
- Unternehmen mit besonderen Compliance-Anforderungen
- Projekte, die unterschiedliche Stärken kombinieren wollen (z. B. Big Data + Microsoft-Integration)
Vergleich auf einen Blick
Merkmal | Public Cloud | Private Cloud | Hybrid Cloud | Multi-Cloud |
---|---|---|---|---|
Zugänglichkeit | Öffentlich (über Internet) | Intern / dediziert | Beides kombiniert | Öffentlich, mehrere Anbieter |
Kosten | Nutzungsbasiert | Hoch (CapEx & OpEx) | Gemischt | Variabel, potenziell hoch |
Sicherheit | Standard, vom Anbieter | Maximal kontrollierbar | Selektiv | Anbieterabhängig |
Flexibilität | Hoch | Gering | Hoch | Hoch |
Komplexität | Gering bis mittel | Hoch | Hoch | Sehr hoch |
Wann wählst du welches Modell?
Public Cloud:
Du willst schnell loslegen, Ressourcen skalieren und Kosten kontrollieren – ideal für Start-ups, Webprojekte und dynamische Workloads.
Private Cloud:
Du brauchst volle Kontrolle, Datensicherheit, oder hast regulatorische Anforderungen – z. B. im Gesundheits- oder Finanzwesen.
Hybrid Cloud:
Du willst das Beste aus beiden Welten: bestehende Systeme weiter nutzen und gleichzeitig von der Skalierbarkeit der Cloud profitieren.
Multi-Cloud:
Du willst keine Abhängigkeit von einem Anbieter und verschiedene Plattformen gezielt für ihre Stärken nutzen – z. B. KI bei Google, AD bei Microsoft.
Praxisbeispiel: E-Commerce-Plattform
Ein mittelständisches Unternehmen betreibt einen Online-Shop:
- Webserver und App-Logik laufen in der Public Cloud (AWS EC2)
- Die Kundendatenbank wird lokal im Private Datacenter gehostet (wegen DSGVO)
- Für Zahlungstransaktionen nutzt man Stripe (SaaS in Multi-Cloud)
- Für Lastspitzen (z. B. Black Friday) wird temporär auf GCP ausgewichen
Das ist ein Hybrid- & Multi-Cloud-Szenario – typisch für moderne Architekturen.
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