Teil 5: Die Kostenfrage – Wie Cloud-Abrechnung funktioniert (und wie du sparen kannst)

Cloud Computing klingt im ersten Moment nach einem Paradies: Bezahle nur, was du brauchst, und skaliere nach Belieben. Doch viele Unternehmen erleben nach der Migration in die Cloud einen Kostenschock. Warum? Weil Cloud-Kosten anders funktionieren als klassische IT-Ausgaben – und ohne Transparenz oder Steuerung schnell aus dem Ruder laufen können.

In diesem Beitrag schauen wir uns an:

  • Wie Cloud-Anbieter ihre Dienste abrechnen
  • Warum „Pay-as-you-go“ Fluch und Segen zugleich ist
  • Welche Kostenfallen es gibt
  • Und wie du gezielt sparen kannst

Wie funktioniert Cloud-Abrechnung?

Cloud-Anbieter rechnen verbrauchsorientiert ab. Das heißt: Du zahlst nur für die Ressourcen, die du nutzt – und auch nur so lange, wie du sie nutzt. Dieses Modell nennt man:

Pay-as-you-go
→ Keine Fixkosten, sondern nutzungsabhängige Abrechnung.

Beispiele:

  • Virtuelle Maschine (IaaS): Abrechnung pro Stunde oder Sekunde (z. B. 0,04 €/Stunde)
  • Speicher (S3, Blob Storage): Abrechnung pro gespeichertes GB pro Monat
  • API-Aufrufe oder Transaktionen: z. B. 1 Million Aufrufe für 0,20 €
  • Datenübertragung (Outbound Traffic): Meist separat berechnet!

Kostenarten im Überblick

1. Compute-Kosten

Virtuelle Maschinen, Container, Serverless-Funktionen – meist nach Laufzeit, CPU/RAM-Größe und ggf. Nutzung (bei Serverless) abgerechnet.

2. Storage-Kosten

Objektspeicher, Block Storage, Datenbanken – abhängig von:

  • Größe (in GB)
  • Zugriffsfrequenz (Standard, Infrequent Access, Archive)
  • Dauer der Speicherung

3. Datenverkehr (Egress)

Ein- und ausgehender Netzwerkverkehr – insbesondere Daten aus der Cloud hinaus (Egress) ist oft teuer! Hier lauern viele Überraschungen.

4. Managed Services

Datenbanken, Load Balancer, Monitoring, etc. – meist pauschal oder gemischt abgerechnet (Größe + Laufzeit + Transaktionen).

5. Lizenzen & Zusatzleistungen

  • Windows- oder SQL-Server-Lizenzen
  • Supportverträge
  • Premium-Dienste (z. B. höherer SLA, dedizierte IPs)

Typische Kostenfallen

Auch wenn Cloud fair abrechnet – die Realität zeigt: Viele zahlen mehr als nötig, weil sie diese Punkte unterschätzen:

1. Nicht abgeschaltete Ressourcen

Beispiel: Eine VM läuft rund um die Uhr, obwohl sie nur zu Testzwecken gebraucht wurde → 24/7-Kosten

2. Unnötiger Speicherverbrauch

  • Alte Snapshots oder Backups
  • Unverlinkte Objekte (z. B. in S3-Buckets)
  • Nicht genutzte Volumes (z. B. nach Löschen einer VM)

3. Hohe Egress-Kosten

Daten aus der Cloud zu einem anderen Ort senden (z. B. CDN, Kunden-Download, andere Cloud) kann teuer werden – z. B.:

  • AWS: 0,09 €–0,15 €/GB nach außen

4. Automatisch skalierende Dienste

Auto-Scaling ist praktisch – kann aber teuer werden, wenn es nicht begrenzt wird:

  • Beispiel: Ein Bug erzeugt 100.000 Serverless-Funktionen → Du zahlst für alle Ausführungen

5. Falsche Storage-Klasse

Viele speichern alles im Standard-Speicher – auch Daten, die nie abgerufen werden. Hier wäre ein Archiv-Speicher (z. B. AWS Glacier, Azure Archive) deutlich günstiger.


Wie kann man Cloud-Kosten kontrollieren?

1. Tags und Namenskonventionen verwenden

  • Vergib klare Namen wie dev-api-eu-vm1 oder project-x-db-prod
  • Nutze Tags für Kostenstellen, Teams, Umgebungen (env=dev, team=marketing) → So lassen sich die Kosten zuordnen

2. Budget-Alarme und Warnungen einrichten

  • Alle großen Anbieter bieten Budgetfunktionen:
    • AWS: Budgets + Cost Explorer
    • Azure: Kostenanalyse + Warnregeln
    • GCP: Budgets & Alerts

3. Unnötige Ressourcen automatisch terminieren

  • Dev- oder Testressourcen mit Lifecycle-Regeln versehen
  • Z. B. VMs automatisch nachts abschalten oder nach x Tagen löschen

4. Nutzung regelmäßig analysieren

  • Cloud-native Tools nutzen (z. B. AWS Cost Explorer, Azure Advisor)
  • Drittlösungen wie:
    • CloudCheckr, Spot.io, Finout, Cast AI
    • Open Source: Infracost (für Terraform)

5. Optimierte Instanztypen & Storage-Klassen wählen

  • Beispiel: Statt einer teuren „General Purpose“-VM tut es vielleicht ein „Burstable Instance Type“ (z. B. AWS T4g)
  • Oder statt „Standard Storage“ → „Infrequent Access“ (bis zu 70 % günstiger)

Bonus: Sparpotenziale gezielt nutzen

1. Reserved Instances / Commitments

  • Bei regelmäßiger Nutzung kannst du mit 1- oder 3-Jahresbindung bis zu 60 % sparen
  • Gibt’s bei AWS (RI), Azure (Reserved VM Instances), GCP (Committed Use Discounts)

2. Spot Instances / Preemptible VMs

  • Nutze überschüssige Kapazität der Anbieter mit massivem Rabatt (bis 90 %)
  • Achtung: Kann jederzeit beendet werden – nur für nicht-kritische Jobs geeignet (z. B. Batch-Verarbeitung)

3. Free Tiers & Startguthaben

  • AWS, Azure & GCP bieten dauerhaft kostenlose Kontingente (z. B. 1 Mio Lambda-Aufrufe/Monat)
  • GCP: 300 $ Startguthaben, AWS: Free Tier für 12 Monate
  • Viele kleinere Anbieter (z. B. Akamai/Linode, Hetzner) sind generell günstiger

Beispiel: 1 Web-App in der Cloud – was kostet das?

KomponenteDienstTypische Kosten/Monat
1 VM (2 vCPU, 4 GB RAM)AWS EC2 / GCP / Hetzner20–40 €
Datenbank (PostgreSQL)Managed DB15–50 €
Speicher (Bilder etc.)S3 / Cloud Storage5–15 €
Traffic100 GB Egress10–20 €
Gesamt50–125 € (je nach Anbieter)

Tipp: Mit DigitalOcean, Akamai oder Hetzner bekommst du das Gleiche oft für die Hälfte – bei weniger „Enterprisefunktionen“, aber mehr Preisstabilität.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert