Teil 7: Einstieg in Microsoft Azure – Überblick und wichtigste Dienste

Nach dem Einstieg in AWS widmen wir uns heute dem zweiten großen Player am Cloud-Markt: Microsoft Azure. Besonders in Unternehmen mit Microsoft-Umfeld ist Azure die erste Wahl – nicht nur wegen Windows-Integration, sondern auch wegen der breiten Servicepalette, hybrider Lösungen und tiefer Office 365-Integration.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Was Microsoft Azure ausmacht
  • Welche Dienste du kennen solltest
  • Wie du schnell ein Projekt starten kannst
  • Und warum Azure nicht nur für Großkonzerne interessant ist

Was ist Microsoft Azure?

Microsoft Azure ist die Cloud-Computing-Plattform von Microsoft. Gestartet 2010, ist sie heute die zweitgrößte Public Cloud weltweit – mit einem Marktanteil von über 20 %. Azure bietet mehr als 200 Dienste in Bereichen wie:

  • Compute (VMs, App Services)
  • Storage (Blob, Disk, Archive)
  • Datenbanken (SQL, NoSQL, Cosmos DB)
  • DevOps & Monitoring
  • Künstliche Intelligenz & Machine Learning
  • Sicherheit & Identitätsmanagement

Azure betreibt mehr als 60 Regionen weltweit – darunter zwei in Deutschland (Frankfurt und Berlin) unter deutschem Recht, betrieben durch die Deutsche Telekom (Azure Germany).


Warum Azure?

Azure ist besonders interessant für:

  • Unternehmen mit Windows-Servern, Active Directory oder Microsoft 365
  • Organisationen, die Hybrid-Cloud-Lösungen (Cloud + On-Prem) benötigen
  • Teams, die .NET, C#, Visual Studio oder GitHub nutzen
  • Behörden oder Firmen mit hohem Compliance- oder Datenschutzbedarf

Azure lässt sich hervorragend in bestehende Microsoft-Infrastrukturen integrieren – von Identitätsmanagement über Office 365 bis zu Desktop-Virtualisierung.


Die wichtigsten Azure-Dienste für Einsteiger:innen

1. Azure Virtual Machines

Virtuelle Maschinen in der Cloud

  • Starte Windows- oder Linux-Server
  • Breite Auswahl an VM-Größen (von „klein & günstig“ bis „High-Performance“)
  • Abrechnung pro Minute

Beispiel: Du betreibst einen Webserver oder testest eine Softwareumgebung


2. Azure Blob Storage

Objektspeicher für Dokumente, Backups, Medien

  • Skalierbarer Cloud-Speicher mit S3-ähnlicher Funktionalität
  • Verschiedene Zugriffsklassen: Hot, Cool, Archive
  • Einfache Integration in Webanwendungen

Beispiel: Hosting von Bildern oder Videos in einem Webshop


3. Azure SQL Database

Voll gemanagte SQL-Datenbank

  • Automatische Backups, Skalierung und Patching
  • Ideal für Webanwendungen oder SaaS-Projekte
  • Kompatibel mit Microsoft SQL Server

Beispiel: CRM-Datenbank oder Backend-DB für eine App


4. Azure App Service

Platform-as-a-Service für Webanwendungen

  • Deploye deine Web-Apps (z. B. in Node.js, .NET, Python, Java) mit einem Klick
  • Auto-Scaling, SSL, Staging, Monitoring inklusive
  • Verbindung mit GitHub oder Azure DevOps möglich

Beispiel: Du hostest eine Web-App ohne dich um Server kümmern zu müssen


5. Azure Functions

Serverless Computing für Event-getriebene Aufgaben

  • Lade nur deinen Code hoch
  • Bezahle nur bei Ausführung
  • Nutze Trigger (z. B. HTTP, Timer, Storage Events)

Beispiel: Automatischer E-Mail-Versand, wenn ein Dokument hochgeladen wird


6. Azure Active Directory (AAD)

Cloud-basiertes Identitäts- & Zugriffsmanagement

  • Benutzerverwaltung für Microsoft 365, Azure, eigene Apps
  • Single Sign-On (SSO), Multi-Faktor-Authentifizierung
  • Integrierbar mit On-Premises Active Directory

Beispiel: Mitarbeiter loggen sich mit ihren Firmen-Accounts in Azure-Anwendungen ein


Erste Schritte mit Azure – So startest du

1. Azure-Konto erstellen

  • Gehe auf https://azure.microsoft.com/
  • Registriere dich mit Microsoft-Account
  • Du bekommst 200 $ Startguthaben für 30 Tage + 12 Monate Free Tier

2. Azure Portal kennenlernen

  • Weboberfläche unter: https://portal.azure.com
  • Sehr übersichtlich, gut strukturiert
  • „Suchfeld“ nutzen – schneller als manuelles Durchklicken

3. Erste VM starten

Azure VM Quickstart:

  1. Portal öffnen → „Virtuelle Maschinen“ → „Erstellen“
  2. Wähle:
    • Ressourcengruppe (z. B. „demo-rg“)
    • Region: „West Europe“ oder „Germany West Central“
    • Ubuntu oder Windows
    • Größe: B1s (Free Tier)
  3. Benutzername + SSH oder Passwort festlegen
  4. Netzwerk: Port 22 (SSH) oder 80/443 freigeben
  5. Bestätigen → VM wird in wenigen Minuten bereitgestellt

4. Datei in Blob Storage hochladen

  1. „Storage Accounts“ → „Erstellen“
  2. Storage-Typ: BlobStorage oder GeneralPurpose v2
  3. Container erstellen
  4. Datei hochladen
  5. Freigabe-Link erstellen (optional)

5. App mit Azure App Service deployen

  1. „App Services“ → „Erstellen“
  2. Runtime auswählen (z. B. Node.js, .NET, Python)
  3. Code direkt deployen via GitHub, FTP oder ZIP
  4. URL der App wird automatisch generiert (z. B. https://meinprojekt.azurewebsites.net)

Was ist kostenlos im Azure Free Tier?

DienstFreikontingent (12 Monate)
Azure VM (Linux)750 Stunden/Monat (B1S-Instanz)
Blob Storage5 GB LRS-Speicher + 20.000 Anfragen
SQL Database250 GB Speicher (1 DB)
App Service10 Web-Apps im Shared Plan
Functions1 Mio. Ausführungen/Monat
Cosmos DB400 RU/s + 5 GB dauerhaft kostenlos

Tipps für den Einstieg

1. Rollenbasiertes IAM nutzen

Verwende Azure Role-Based Access Control (RBAC) statt genereller Adminrechte

2. Ressourcengruppen clever nutzen

Alle Azure-Ressourcen werden in Gruppen verwaltet – ideal zum Aufräumen, Löschen & Organisieren

3. Kosten im Blick behalten

Verwende das „Kostenanalyse“-Tool im Portal und setze Budgetwarnungen

4. Azure CLI oder PowerShell probieren

Azure lässt sich komplett über die Kommandozeile steuern – ideal für Skripte und Automatisierung


Fazit

Azure ist eine mächtige, aber einsteigerfreundliche Plattform – besonders, wenn du aus der Microsoft-Welt kommst. Durch die gute Integration mit bestehenden Windows-Systemen, Office 365 und Active Directory eignet sich Azure hervorragend für Unternehmen und Hybrid-Szenarien.

Auch für Entwickler:innen bietet Azure viele praktische Tools – von App Services bis zu GitHub Actions. Wer einmal drin ist, findet sich schnell zurecht.


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