Virtuelle Maschinen (VMs) sind das Rückgrat der Cloud-Infrastruktur – trotz moderner Alternativen wie Serverless oder Kubernetes. In fast jeder Cloud-Plattform gehören VMs zu den ersten Diensten, die du nutzen kannst. Aber was genau sind virtuelle Maschinen, wann sind sie sinnvoll – und wie unterscheiden sich die Angebote bei AWS, Azure und GCP?
In diesem Beitrag klären wir:
- Was eine VM überhaupt ist
- Wann du besser auf VMs setzt (und wann nicht)
- Welche VM-Dienste es bei den „Big Three“ gibt
- Wie du deine erste VM in der Cloud startest
Was ist eine virtuelle Maschine?
Eine virtuelle Maschine ist eine softwarebasierte Emulation eines physischen Computers. Du kannst ein Betriebssystem installieren, Anwendungen ausführen und sie wie einen „echten Server“ verwenden – nur eben virtualisiert und meist auf gemeinsam genutzter Hardware in der Cloud.
Du bekommst also:
- Rechenleistung (vCPU)
- Arbeitsspeicher (RAM)
- Speicherplatz (Festplatte)
- Netzwerkanschluss (IP, Firewall)
- Und volles Root-Zugriffsrecht
Wann machen VMs in der Cloud Sinn?
Virtuelle Maschinen sind ideal, wenn du:
- Volle Kontrolle über das Betriebssystem brauchst
→ z. B. eigene Konfigurationen, Admin-Zugänge, Tools installieren - Legacy-Software betreibst, die nicht als Container oder Serverless läuft
- Windows-Umgebungen brauchst (inkl. Remote Desktop)
- Langlaufende Dienste hast (Datenbank, Backend-Service, VPN)
- Entwicklungs- oder Testumgebungen brauchst, die dem Produktivsystem gleichen
Wann sind VMs vielleicht nicht die beste Wahl?
Es gibt Alternativen zu VMs, die weniger Overhead und besser skalierbar sind:
Anforderung | Besser als VMs geeignet |
---|---|
Kleinteilige Aufgaben, Trigger, APIs | Serverless (z. B. Lambda, Azure Functions) |
App-Hosting ohne OS-Management | PaaS (z. B. App Services, Cloud Run) |
Containerisierte Microservices | Kubernetes / Container-Dienste |
Große Datenmengen analysieren | BigQuery, Azure Synapse, etc. |
Vergleich: Virtuelle Maschinen bei AWS, Azure und GCP
Anbieter | Dienstname | Besonderheiten |
---|---|---|
AWS | EC2 (Elastic Compute Cloud) | Riesige Auswahl an Instanztypen, Spot-Preise, Auto Scaling |
Azure | Azure Virtual Machines | Gute Windows-Integration, Reserved Instances, Hybrid-Vorteile |
GCP | Compute Engine | Flexible Maschinentypen, sekundengenaue Abrechnung, Preemptible VMs |
Typische VM-Konfigurationen
Anwendungsfall | Konfiguration |
---|---|
Webserver (Linux) | 1–2 vCPU, 2–4 GB RAM |
Datenbankserver | 4 vCPU, 8–16 GB RAM, SSD |
CI/CD Runner | 2 vCPU, 4 GB RAM, temporär |
Windows-Desktop | 2–4 vCPU, 8 GB RAM, GPU (optional) |
Praxis: Eine VM in der Cloud starten
Hier die Schritte beispielhaft für alle drei Plattformen:
AWS – EC2-Instanz starten
- AWS Console öffnen → „EC2“
- „Instanz starten“
- Wähle Image (z. B. Amazon Linux oder Ubuntu)
- Wähle Instanztyp (z. B.
t3.micro
– Free Tier) - Konfiguriere Netzwerk & Sicherheit (z. B. Port 22 für SSH)
- Schlüssel erstellen oder bestehenden SSH-Key wählen
- Instanz starten → Verbindung per SSH
Azure – Virtuelle Maschine erstellen
- Azure Portal öffnen → „Virtuelle Maschinen“
- Neue VM erstellen:
- Ressourcengruppe wählen
- Region z. B. „Germany West Central“
- Ubuntu oder Windows
- Größe:
B1S
(Free Tier möglich)
- Benutzername + SSH oder Passwort
- Netzwerk: NSG konfigurieren (z. B. Port 22 freigeben)
- Erstellen → SSH-Verbindung aufbauen
GCP – VM via Compute Engine
- GCP Console → „Compute Engine“ → „VM-Instanzen“
- „Instanz erstellen“
- Wähle:
- Name, Region (z. B.
europe-west1
) - Image (z. B. Debian, Ubuntu, Windows)
- Maschinentyp (z. B.
e2-micro
– Free Tier)
- Name, Region (z. B.
- Firewall-Regeln aktivieren (HTTP/HTTPS)
- Erstellen → SSH direkt im Browser oder via gcloud CLI
Kostenübersicht – Was kostet eine VM?
Anbieter | Kleinste Instanz (Free Tier) | Regulär (kleine Instanz) |
---|---|---|
AWS | t2.micro oder t3.micro (12 Monate) | ~0,01–0,04 €/Stunde |
Azure | B1S (12 Monate Free Tier) | ~0,01–0,03 €/Stunde |
GCP | e2-micro (dauerhaft kostenlos in US) | ~0,01–0,04 €/Stunde |
Hetzner | Nicht kostenlos, aber günstig | ~3–5 €/Monat |
Tipp: VMs nach Gebrauch beenden oder löschen, sonst zahlst du weiter – auch wenn du sie nicht nutzt.
Sicherheit bei VMs: Das solltest du beachten
- SSH-Zugriff nur mit Key, nicht mit Passwort
- Keine offenen Ports, die nicht gebraucht werden
- Regelmäßige Updates und Patches
- Automatische Backups einrichten (z. B. Snapshots)
- Firewalls & Security Groups konsequent einsetzen
Fazit
Virtuelle Maschinen bleiben auch im Cloud-Zeitalter ein wichtiges Werkzeug – besonders für komplexe oder individuell konfigurierbare Anwendungen.
Sie bieten volle Kontrolle, sind schnell einsatzbereit und in allen großen Clouds verfügbar. Für einfache Web-Apps oder eventbasierte Workloads gibt es bessere Alternativen – aber wenn du Kontrolle und Stabilität brauchst, ist die VM oft die richtige Wahl.
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