Cloud Computing ist heute ein zentraler Baustein moderner IT-Infrastruktur. Doch wer bietet eigentlich diese Cloud-Dienste an? Während es viele Anbieter gibt, haben sich drei große Player an der Spitze etabliert: Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud Platform (GCP). In diesem Beitrag werfen wir einen vergleichenden Blick auf die „Big Three“, zeigen ihre Stärken, Unterschiede und helfen dir, besser zu verstehen, welcher Anbieter sich für welchen Anwendungsfall eignet.
Warum überhaupt vergleichen?
Auch wenn die grundlegende Idee der Cloud bei allen Anbietern gleich ist – IT-Ressourcen über das Internet nutzbar zu machen – unterscheiden sich die Plattformen in ihrer Philosophie, in der Tiefe und Breite der angebotenen Dienste, in der Benutzerfreundlichkeit und den Preismodellen. Wer mit Cloud Computing arbeitet oder plant, dorthin zu wechseln, sollte sich deshalb mit den großen Anbietern vertraut machen.
1. Amazon Web Services (AWS)
Kurzprofil
- Gründung: 2006
- Anteil am Cloud-Markt: ca. 30–33 % (Stand 2024)
- Vorteile: Breites Serviceangebot, große Community, reife Plattform
AWS ist der älteste und aktuell größte Anbieter im Bereich Public Cloud. Was einst als Hostingplattform für Amazon.com startete, hat sich zu einem umfassenden IT-Ökosystem entwickelt. AWS bietet heute über 200 vollständig ausgestattete Dienste für nahezu jeden denkbaren IT-Anwendungsfall.
Bekannte Dienste
- EC2: Virtuelle Maschinen (Compute)
- S3: Objektbasierter Speicher
- RDS: Verwaltete Datenbanken (z. B. MySQL, PostgreSQL)
- Lambda: Serverless-Funktionen
- ECS / EKS: Container-Orchestrierung
Stärken
- Riesige globale Infrastruktur (über 30 Regionen weltweit)
- Extrem viele Integrationen und Tools
- Hohe Ausfallsicherheit, bewährte Stabilität
- Große Auswahl an Instanztypen, z. B. für Machine Learning, High Performance Computing (HPC) oder GPU-Anwendungen
Herausforderungen
- Steile Lernkurve, vor allem für Einsteiger:innen
- Komplexes Preismodell
- Manche Services sind sehr technisch und wenig abstrahiert
2. Microsoft Azure
Kurzprofil
- Gründung: 2010
- Marktanteil: ca. 22–24 %
- Vorteile: Starke Integration mit Microsoft-Produkten, hybride Szenarien
Microsoft Azure ist besonders im Unternehmensumfeld stark vertreten. Viele Unternehmen, die bereits mit Windows-Servern, Active Directory, Office 365 oder Microsoft SQL arbeiten, finden in Azure die passende Ergänzung. Microsoft setzt stark auf Hybridlösungen – also die Verbindung von Cloud und lokaler IT.
Bekannte Dienste
- Azure Virtual Machines: Compute
- Blob Storage: Objektspeicher
- Azure SQL: Verwaltete relationale Datenbanken
- Functions: Serverless-Plattform
- Azure DevOps / GitHub: CI/CD und Codeverwaltung
Stärken
- Enge Integration mit Windows, Office und Active Directory
- Gute Developer- und Enterprise-Tools (Visual Studio, GitHub, .NET)
- Sehr gute Unterstützung für hybride Cloud-Architekturen
- Gutes Identity & Access Management mit Azure Active Directory
Herausforderungen
- Teilweise unübersichtliches Portal
- Manche Dienste weniger ausgereift als bei AWS
- Preisstruktur bei Microsoft-Lizenzen kann komplex sein
3. Google Cloud Platform (GCP)
Kurzprofil
- Gründung: 2011
- Marktanteil: ca. 10–12 %
- Vorteile: Starke Datenanalyse- und KI-Plattform, Open-Source-Fokus
GCP ist Googles Antwort auf AWS und Azure – mit besonderem Fokus auf Data, Analytics, Machine Learning und Cloud-native Architekturen. Google war Mitentwickler von Kubernetes, TensorFlow und vielen Open-Source-Technologien – was GCP zu einer attraktiven Plattform für Entwickler:innen und datengetriebene Unternehmen macht.
Bekannte Dienste
- Compute Engine: Virtuelle Maschinen
- Cloud Storage: Objektspeicher
- BigQuery: Serverloses Data Warehouse
- Cloud Functions: Serverless
- Vertex AI: Machine Learning & KI-Plattform
Stärken
- Exzellente Werkzeuge für Big Data & Analytics
- Schnelle, globale Netzwerk-Infrastruktur (gleiche wie für Google-Produkte)
- Saubere, moderne Benutzeroberfläche
- Entwicklerfreundlich, gute CLI-Tools & APIs
Herausforderungen
- Kleinere Community, weniger Drittanbieter-Support
- Geringere Auswahl an Services (aber wächst schnell)
- Weniger verbreitet in klassischen Unternehmen
Vergleich auf einen Blick
Merkmal | AWS | Azure | GCP |
---|---|---|---|
Gründung | 2006 | 2010 | 2011 |
Marktanteil | ca. 30–33 % | ca. 22–24 % | ca. 10–12 % |
Stärken | Vielfalt, Stabilität, Reichweite | Integration, Hybridlösungen | Data/AI, Entwicklerfreundlich |
Einsteigerfreundlich? | Mittel | Mittel bis gut | Gut |
Hybride Cloud? | Eher schwach | Sehr stark | Mäßig |
Bestes für… | Große Vielfalt, Scale-Ups | Unternehmensintegration | Datenanalyse, KI, Start-ups |
Und was ist mit anderen Anbietern?
Neben den großen Drei gibt es auch weitere relevante Anbieter:
- IBM Cloud: Fokus auf Unternehmen, KI (Watson), hybride Modelle
- Oracle Cloud: Speziell für Oracle-Kunden und Datenbanklösungen
- Alibaba Cloud: Marktführer in China und Teilen Asiens
- Hetzner, IONOS, Scaleway (EU): Europäische Anbieter mit Fokus auf DSGVO-konforme Infrastruktur
Diese sind oft auf bestimmte Märkte oder Nischen spezialisiert – besonders interessant für Unternehmen mit speziellen Anforderungen (z. B. europäische Datenschutzrichtlinien).
Welcher Anbieter ist „der beste“?
Pauschal lässt sich das nicht sagen. Die Auswahl hängt stark vom Anwendungsfall, der bestehenden Infrastruktur und dem Budget ab. Hier ein paar Orientierungen:
- Du willst maximale Vielfalt, Stabilität und Skalierbarkeit? → AWS
- Du bist bereits stark im Microsoft-Ökosystem? → Azure
- Du willst moderne Data- oder KI-Projekte umsetzen? → GCP
Und in vielen Fällen: Multi-Cloud oder Hybrid-Cloud sind praktikable Strategien. Es muss nicht „entweder/oder“ sein.
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