Die Shell ist das Herzstück jeder Linux-Installation. Sie interpretiert Befehle, steuert Prozesse und bietet Skriptfähigkeiten. Während die Bash (Bourne Again Shell) lange Zeit Standard auf nahezu allen Linux-Systemen war, hat sich die Zsh (Z Shell) in den letzten Jahren zunehmend etabliert.
In diesem Beitrag vergleichen wir Bash und Zsh, zeigen Vor- und Nachteile beider Shells und erklären, warum viele Nutzer inzwischen auf Zsh umsteigen.
1. Die Bash – Standard und bewährt
Die Bash wurde 1989 entwickelt und ist seit den frühen 1990er-Jahren die Standardshell vieler Linux-Distributionen sowie von macOS (bis 2019).
Vorteile der Bash
- Weite Verbreitung: Auf fast jedem System verfügbar
- Stabilität: Bewährt und zuverlässig
- Kompatibilität: Millionen existierender Skripte setzen auf Bash
Nachteile der Bash
- Weniger Komfortfunktionen im Standard
- Eingeschränkte Autovervollständigung
- Erweiterungen müssen manuell installiert werden
2. Die Zsh – modern und erweiterbar
Die Zsh wurde als erweiterte Shell entwickelt und bringt viele Komfortfunktionen mit, die in der Bash nur über externe Tools möglich sind.
Vorteile der Zsh
- Erweiterte Autovervollständigung: Für Befehle, Optionen und Dateipfade
- Rechtschreibkorrektur: Tippfehler werden automatisch erkannt
- Theming und Plugins: Einfach erweiterbar über Frameworks wie Oh My Zsh
- Globale Befehls-Historie: Über alle Sessions hinweg nutzbar
- Inline-Syntax-Highlighting: Befehle werden farbig angezeigt
Nachteile der Zsh
- Nicht auf allen Systemen vorinstalliert
- Bei minimalen Systemen eventuell zusätzliche Pakete notwendig
3. Installation und Umstieg auf Zsh
3.1 Installation
Unter Linux:
sudo apt install zsh # Debian/Ubuntu
sudo dnf install zsh # Fedora
sudo pacman -S zsh # Arch
3.2 Zsh als Standard setzen
chsh -s $(which zsh)
Ab- und wieder anmelden, damit die Änderung wirksam wird.
4. Oh My Zsh – einfache Erweiterung der Zsh
Oh My Zsh ist ein Framework, das hunderte Plugins und Themes für Zsh bereitstellt.
4.1 Installation
sh -c "$(curl -fsSL https://raw.githubusercontent.com/ohmyzsh/ohmyzsh/master/tools/install.sh)"
4.2 Konfiguration in ~/.zshrc
- Theme auswählen:
ZSH_THEME="agnoster"
- Plugins aktivieren:
plugins=(git docker zsh-autosuggestions zsh-syntax-highlighting)
Änderungen anwenden:
source ~/.zshrc
5. Produktivitätsfunktionen in Zsh
- Autovervollständigung: Vorschläge beim Tippen von Befehlen
- Rechtschreibkorrektur: Erkennung von Tippfehlern
- Befehlshistorie: Mit
↑
und↓
Befehle wiederverwenden - Alias-Unterstützung: Eigene Befehlsabkürzungen definieren
alias ll='ls -l --color=auto'
6. Bash oder Zsh – was nutzen?
Kriterium | Bash | Zsh |
---|---|---|
Verbreitung | Standard auf fast allen Systemen | Muss ggf. nachinstalliert werden |
Erweiterbarkeit | Begrenzt | Umfangreiche Plugin- & Theme-Unterstützung |
Benutzerkomfort | Basisfunktionen | Autovervollständigung, Syntax-Highlighting |
Skripting | Sehr gut | Voll kompatibel zu Bash |
Für Skripting und maximale Kompatibilität ist Bash weiterhin wichtig.
Für den täglichen interaktiven Einsatz ist Zsh jedoch meist die komfortablere Wahl.
7. Praxisbeispiele für den Umstieg
- Wechsel zur Zsh:
sudo apt install zsh chsh -s $(which zsh)
- Oh My Zsh installieren:
sh -c "$(curl -fsSL https://raw.githubusercontent.com/ohmyzsh/ohmyzsh/master/tools/install.sh)"
- Theme ändern: In
~/.zshrc
ZSH_THEME="agnoster"
Schreibe einen Kommentar