Insecure Design Teil 4 – Schutzmaßnahmen und Best Practices

Sicherheit von Anfang an denken

Das zentrale Problem von Insecure Design ist, dass Sicherheitslücken schon im Bauplan entstehen. Der beste Schutz besteht also darin, Sicherheit frühzeitig in den Entwicklungsprozess zu integrieren – nicht erst kurz vor dem Release. Das Prinzip dahinter heißt Security by Design.


Prinzipien für sicheres Design

1. Security by Default

Ein System sollte von Haus aus sicher starten – ohne dass Admins erst lange Konfigurationen vornehmen müssen.
Beispiele:

  • Standardpasswörter erzwingen ändern.
  • Nur die nötigsten Ports offen.
  • Unsichere Features (z. B. Debug-Modus) standardmäßig deaktiviert.

2. Principle of Least Privilege

Jeder Nutzer und jedes System darf nur die Rechte haben, die es wirklich braucht.

  • App-Datenbank-User darf SELECT und INSERT, aber kein DROP DATABASE.
  • Support-Rollen sehen Kundendaten, aber keine Zahlungsdetails.
    So bleibt der Schaden minimal, selbst wenn etwas schiefgeht.

3. Defense in Depth

Mehrere Schutzschichten kombinieren. Wenn eine Maßnahme versagt, fängt die nächste ab.
Beispiel:

  • Passwortschutz + Rate Limiting + Captcha.
  • Rollenmodell + Logging + Alerting.

Konkrete Schutzmaßnahmen

Rollen- und Rechtekonzepte sauber definieren

Schon in der Planungsphase sollte klar sein:

  • Welche Rollen gibt es (User, Moderator, Admin)?
  • Welche Aktionen darf jede Rolle?
  • Welche Aktionen sind explizit verboten?

Am besten wird das zentral dokumentiert und im Code mit einem Framework umgesetzt, z. B.:

  • Spring Security (Java)
  • Django Permissions (Python)
  • Laravel Policies (PHP)

Rate Limiting und Anti-Automatisierung

Um Brute-Force-Angriffe oder Missbrauch zu verhindern:

  • Rate Limits pro IP oder Account.
  • Captchas bei verdächtigen Mustern.
  • Account Lockouts nach mehreren Fehlversuchen.
  • API-Keys mit Limits für externe Clients.

Server-Side Checks statt Vertrauen ins Frontend

Eine goldene Regel: Traue nie den Daten vom Client.

  • Preise, Rollen, Limits müssen immer serverseitig geprüft werden.
  • Versteckte Formularfelder oder JavaScript-Variablen sind nicht vertrauenswürdig.

Beispiel:
❌ Unsicher: Preis nur im Hidden-Field.
✅ Sicher: Preis beim Checkout serverseitig aus der Datenbank laden.


Design Reviews und Security Gates

Sicherheitsprüfungen sollten fest in den Entwicklungsprozess eingebaut sein:

  • Design Reviews: Schon beim Architekturentwurf.
  • Security Gates: Verbindliche Checkpoints vor jedem Release.
  • Abuse-Case-Tests: Testfälle schreiben, die Angreiferverhalten simulieren.

Integration in den SDLC

Ein Secure Development Lifecycle (SDLC) integriert Sicherheit in alle Phasen:

  1. Anforderungen: Auch Sicherheitsanforderungen aufnehmen.
  2. Design: Threat Modeling und Abuse Cases durchführen.
  3. Implementierung: Sichere Frameworks und Patterns nutzen.
  4. Test: Security-Tests (manuell + automatisiert).
  5. Betrieb: Monitoring, Logging, regelmäßige Reviews.

So bleibt Sicherheit nicht nur eine „Option“, sondern ein kontinuierlicher Prozess.


Was du mitnehmen solltest

  • Insecure Design lässt sich nur durch sicheres Planen und Entwerfen verhindern.
  • Prinzipien wie Least Privilege, Defense in Depth und Security by Default sind entscheidend.
  • Rollen, Limits und Server-Side-Checks gehören ins Grundkonzept.
  • Sicherheit muss in den gesamten Entwicklungsprozess integriert sein – nicht nur ins Coding.

Im letzten Teil der Serie schauen wir uns an, warum Insecure Design oft unterschätzt wird, welche Missverständnisse es gibt und welche Ressourcen beim Weiterlernen helfen.


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