MITRE ATT&CK in der Praxis: Angriffe nachvollziehen

Im ersten und zweiten Teil dieser Serie haben wir die Grundlagen sowie den Aufbau des MITRE-ATT&CK-Frameworks behandelt. In diesem Beitrag wenden wir das Framework auf reale Angriffsszenarien an und zeigen, wie Unternehmen und Sicherheitsanalysten MITRE ATT&CK für Threat Intelligence und Incident Response nutzen können.


Warum Praxisbeispiele wichtig sind

Das MITRE-ATT&CK-Framework ist keine rein theoretische Sammlung von Angriffstechniken. Es basiert auf realen Bedrohungsdaten, die aus echten Angriffen gesammelt wurden.

  • Sicherheitsanalysten können so bekannte Angriffspfade nachvollziehen.
  • Unternehmen können ihre Verteidigungsmechanismen gezielt testen und verbessern.

Beispiel: Phishing-Angriff mit Ransomware

Szenario:
Ein Mitarbeiter erhält eine gefälschte E-Mail mit einem infizierten Anhang. Nach dem Öffnen wird Schadcode ausgeführt, der das Netzwerk infiltriert und am Ende Daten verschlüsselt.

Zuordnung im MITRE-ATT&CK-Framework:

PhaseTaktikTechnik
Initial AccessPhishingSpearphishing Attachment (T1566.001)
ExecutionUser ExecutionMalicious File (T1204.002)
Privilege EscalationExploitation for Privilege Escalation(T1068)
Lateral MovementRemote ServicesRemote Desktop Protocol (T1021.001)
ExfiltrationData Encrypted for Impact(T1486)

Ergebnis:
Analysten können jeden Schritt des Angriffs im Framework nachvollziehen und entsprechende Detektions- und Abwehrmaßnahmen planen.


Beispiel: APT-Angriff (Advanced Persistent Threat)

Szenario:
Eine staatlich unterstützte Gruppe wie APT29 kompromittiert über Monate hinweg ein Unternehmensnetzwerk, um sensible Daten zu stehlen.

Zuordnung im MITRE-ATT&CK-Framework:

PhaseTaktikTechnik
ReconnaissanceAufklärungActive Scanning (T1595)
Initial AccessSupply Chain Compromise(T1195)
PersistenceValid Accounts(T1078)
Command and ControlC2-KommunikationEncrypted Channel (T1573)
ExfiltrationDatenabflussExfiltration Over Web Services (T1567)

Ergebnis:
Die Zuordnung zeigt nicht nur den Angriffspfad, sondern auch mögliche Frühwarnindikatoren für künftige Angriffe.


Threat Intelligence und Incident Response

  • Threat Intelligence:
    • Analysen aus MITRE ATT&CK lassen sich mit Bedrohungsdatenbanken verknüpfen.
    • Angriffe können bestimmten Gruppen oder Tools zugeordnet werden.
  • Incident Response:
    • Bei Sicherheitsvorfällen hilft ATT&CK, Angriffe schnell zu klassifizieren.
    • Sicherheitslücken können gezielt geschlossen werden.

5. Red- und Blue-Teaming

  • Red Teams simulieren Angriffe basierend auf ATT&CK-Techniken.
  • Blue Teams nutzen das Framework, um Detektionsmechanismen zu testen und zu optimieren.
  • Purple Teams kombinieren beide Ansätze für kontinuierliche Verbesserung.

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